27.05.21
Heizen mit Strom oder Gas - was ist wirklich teurer?
Wenn du ein neues Heizsystem brauchst, gibt es viele Dinge zu beachten und zu vergleichen. Einer der wichtigsten Faktoren sind die Kosten. Im Vergleich zwischen Gas und Elektrizität wird Gas traditionell als die billigere Art des Heizens angesehen, schließlich ist eine Kilowattstunde Gas deutlich günstiger als die gleiche Menge Strom. In Bezug auf die Kosteneffizienz kann die elektrische Heizung jedoch die Nase vorn haben. Wie das geht, erklären wir dir.
Was ist der Unterschied zwischen Gas- und Elektroheizung?
Gas-Zentralheizung
Die Gas-Zentralheizung erhitzt Wasser in einer zentralen Therme im Heizungsraum. Der Heizkessel nutzt dazu Gas als Brennstoff. Das warme Wasser wird anschließen über ein Rohrnetz in die Heizkörper im gesamten Haus verteilt.
Elektroheizung
Bei der elektrischen Heizung arbeiten alle Einzelgeräte des Hauses unabhängig voneinander. Jeder Elektroheizkörper erzeugt seine Wärme unmittelbar am Ort des Verbrauches. Strom wird im Gerät direkt in Wärme umgewandelt, die abgegeben oder gespeichert wird. Wir unterscheiden zwischen Direktheizungen (die erzeugte Wärme wird direkt abgegeben) und Speicherheizungen (die erzeugte Wärme wird gespeichert und gesteuert wieder abgegeben). In unserer Betrachtung vergleichen wir die Gas-Zentralheizung mit einer Flächenspeicherheizung mit Schamottekern, der beliebtesten elektrischen Vollheizung.
Welche Kosten sind beim Vergleich der Heizarten zu beachten?
Zwar sind die Ausgaben für die Betriebsmittel beim Heizen der größte Kostenblock, doch gibt es beim Heizartenvergleich weitere Kostenarten zu beachten.
1. Installation
Gas-Zentralheizungssysteme erfordern immer eine professionelle Installation mit umfangreichen Rohrleitungen, was oft eine unglaublich zeitaufwändige Aufgabe ist. Die Einrichtung dieser Systeme kann mehrere Wochen dauern. Die Installation ist teuer, was im Vorfeld zu hohen Investitionskosten führt.
Hier sind Elektroheizungen deutlich im Vorteil. Die Geräte sind viel einfacher einzurichten und viele können sogar selbst installiert werden, ohne dass ein professioneller Elektriker benötigt wird. Du musst sie "nur" an der Wand befestigen und sie an die nächste Steckdose anschließen - fertig. Alternativ kannst du deine Elektrospeicherheizung von einem professionellen Elektriker fest an das Stromnetz anschließen lassen. Die Verkabelung eines Heizkörpers ist für einen Elektriker viel einfacher und schneller als die Installation eines Gaszentralheizungsheizkörpers für einen Klempner. Dies spiegelt sich in niedrigeren Kosten für dich wider.
2. Effizienz
Obwohl Gas eine billigere Energiequelle pro Einheit ist, ist die elektrische Heizung am Einsatzort effizienter. Bei Elektroheizungen wird jedes Watt Strom, das von der Heizung verbraucht wird, in Wärme umgewandelt. Bei Gasheizungen liegt die Quote oft nur bei 70-80 %. Eine Gas-Zentralheizung verursacht zudem Systemverluste am Verbrennungspunkt sowie im gesamten Rohrnetz. Bis zu 50 % der vom Kessel erzeugten Wärme können durch die Rohre verloren gehen, insbesondere wenn sie nicht gut isoliert sind. Dies bedeutet, dass du am Ende einen großen Teil Wärme erzeugst, die nicht genutzt wird.
3. Wärmemanagement
Die Gas-Zentralheizung verwendet überwiegend eine zentrale Steuerung, das heißt, alle deine Heizkörper werden gemeinsam verwaltet. Du heizt also dein gesamtes Heim, auch wenn z.B. nur dein Wohnzimmer gewärmt werden soll. Du heizt Bereiche des Hauses, die möglicherweise nicht genutzt werden und verschwendest damit Energie und Geld.
Hier haben Elektroheizungen durch ihre dezentrale Arbeitsweise einen weiteren großen Vorteil. Die Geräte sind mit individuellen Thermostaten ausgestattet, sodass du jedes einzeln verwalten kannst. Dies bedeutet, dass du in jedem Raum des Hauses eine andere Temperatur und sogar einen anderen Heizplan einstellen kannst. Mit unseren vielen intelligenten App-gesteuerten Heizungen kannst du dies mit wenigen Handgriffen tun. Hier siehst du ein Beispiel der Smart Control App unserer eVARMO areo smart Flächenspeicherheizungen.
4. Intelligente Steuerung
Gasheizkörper werden in den überwiegenden Fällen mechanisch durch einen Drehregler bedient, an welchem man wärmer oder kälter drehen kann. Die Heizungssteuerung selbst erfolgt aber über den zentralen Kessel. Wenn du die klassischen Raumthermostate durch smarte Lösungen ersetzen möchtest, gibt es auch hier Nachrüstmöglichkeiten. Dabei gibt es aber viel zu beachten und du solltest dich unbedingt von einem Fachmann unterstützen lassen.
Einfacher wird es mit modernen Elektroheizungen. Diese verfügen von Haus aus über ausgefeilte Steuerungen für mehr Komfort und Kosteneffizienz. Intelligente Elektroheizungen ermöglichen eine vollständige Benutzerkontrolle in allen Aspekten der Heizung und bieten dir Zugriff auf eine Vielzahl von Energiesparfunktionen wie Energieverbrauchsstatistiken, Wochenprogrammierung, das Erkennen offener Fenster und den adaptiven Start. Du kannst deine Elektroheizung auch per Funk, WLAN und sogar durch Sprachsteuerung verwalten. Die WLAN-Steuerung ermöglicht die vollständige Fernbedienung deiner Heizung über eine App auf deinem Smartphone. So kannst du Änderungen an deiner Heizung aus der Ferne vornehmen, unabhängig davon, wo du dich auf der Welt befindest.
5. Wartungskosten
Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, müssen Gasheizungen einmal im Jahr gewartet werden. Das Reinigen des Brenners und der Abgasrohre, die Nachregulierung der Verbrennung, die Messung der entstehenden Abgase und die Kontrolle des Anlagendrucks sind nur einige der durchzuführenden wiederkehren Wartungsaufgaben. Dafür musst du mit etwa 150 bis 200 Euro für eine einmalige Wartung pro Jahr rechnen. Für das Austauschen von Verschleißteilen und mögliche Reparaturen können noch weitere Kosten entstehen. Auch Klempnerarbeiten für Rohrleitungslecks können vorkommen und die Kosten erhöhen.
Da elektrische Heizungen über das Stromnetz deines Hauses mit Strom versorgt werden und keine verschleißenden Verbrennungsvorgänge erfolgen, sind sie praktisch wartungsfrei und erfordern keine großartige Pflege. Demzufolge müssen auch keine Wartungskosten einkalkuliert werden.
6. Lebenserwartung und Ausfallrisiko
Die Lebenserwartung eines modernen Gaskessels liegt bei 15 bis 20 Jahren, was bedeutet, dass irgendwann ein neuer Ersatzkessel installiert werden müsste.
Elektroheizungen werden voraussichtlich viel länger halten. Da die Körper von Elektroheizkörpern keine beweglichen Teile haben, kann nicht viel kaputtgehen. Ein weiterer Vorteil der elektrischen Heizung besteht darin, dass das Ausfallrisiko auf alle Elektrogeräte und nicht nur auf einen Gaskessel verteilt ist. Wenn ein Elektroheizkörper ausfällt, muss nur dieser ausgetauscht werden und die restlichen Heizkörper können derweil weiterheizen.
Fazit - Gas oder Strom?
Wenn man die Lebenszykluskosten, also die Gesamtkosten über 20 Jahre betrachtet, sind Gasheizungen plötzlich nicht mehr die deutlich günstigere Variante. Die günstigeren Betriebsmittelkosten für Gas können die höheren Investitionskosten bei der Anschaffung, die höheren Wartungskosten und zusätzliche Ausgaben wie z.B. Raumkosten für die notwendigen Heizungsräume oft nicht ausgleichen. Mit Blick auf die gesamten Kosten sind Elektroheizungen, abhängig von der Art des elektrischen Heizsystems, sogar meist die günstigere Wahl.
Drei weitere Aspekte, die es zu beachten gilt:
Das Heizen mit Gas wird zukünftig deutlich teurer werden. Politische Maßnahmen wie steigende CO2-Abgaben und die zunehmende Verknappung des nicht-regenerativen Rohstoffes werden den Preis nach oben treiben.
Günstiger werdende PV-Module führen zu immer häufigeren Installationen eigener PV-Anlagen in Privathaushalten. Durch die sinkende Einspeisevergütung ist es sinnvoll so viel wie möglich Strom selbst zu verbrauchen. Elektroheizungen sind hier eine gute Möglichkeit. Selbst für das Problem, dass in der Heizperiode weniger Strom produziert werden kann als im Sommer, wenn man keine Heizung benötigt, gibt es mittlerweile innovative Lösungen. Bei Solarflatrates z.B. erhält man für den im Sommer überproduzierten Strom ein Guthaben, welches man im Winter verbrauchen kann.
Ökologisch gesehen ermöglichen Elektroheizungen als Einzige das 100 % emissionsfreie Heizen, wenn der Strom mit Hilfe regenerativer Quellen (Sonne, Wind, Wasser) gewonnen wird. Da weder bei der Stromproduktion noch bei der Wärmeproduktion Rohstoffe verbrannt werden, entsteht keine Luftverschmutzung.
Update Juni 2022:
Durch den Krieg in der Ukraine und die aktuellen politischen Entwicklungen sind die Energiekosten in den letzten Monaten rasant gestiegen. Die Kosten für Strom haben sich fast verdoppelt, Gas ist sogar um ein Vielfaches teurer geworden. Weil immer weniger Gas aus Russland nach Deutschland kommt, wurde kürzlich durch Bundeswirtschaftsminister Habeck die zweite Stufe des Gas-Notfallplans ausgerufen. Dadurch sind die Erzeuger nicht mehr an vertraglich vereinbarte Preise gebunden und könnten diese den Weltmarktpreisen anpassen. Hohe Preissteigerungen sind zu erwarten. Viele Verbraucher haben Angst, dass der Gashahn sogar komplett zugedreht wird und sie im Winter in der Kälte sitzen. Deswegen suchen sie nach Alternativen und landen, wenn Kamine oder andere Feststofföfen nicht möglich oder wegen des Schmutzes gewollt sind, bei Elektroheizungen. Egal ob langfristig als komplette Alternative oder kurzfristig als Ergänzung und Absicherung der Wärmeversorgung, empfehlen wir, sich mit Flächenspeicherheizungen zu beschäftigen. Diese sind auch auf Laufrollen mobil einsetzbar. Flächenspeicherheizungen sind im Betrieb die günstigste Form der Elektroheizung.
Mehr Informationen findest du in den folgenden Blog-Artikeln:
Erfahrungsbericht Elektroheizungen - ein Einfamilienhaus mit Flächenspeicherheizunen beheizen
kWhel vs. kWhth - Elektroheizung oder Gasheizung
Vergleich: Konvektoren vs. Infrarot- vs. Flächenspeicherheizungen